Weiterbildung und berufliche Entwicklung bayerischer Hochschulabsolventen

 

Gegenstand:

Die im Rahmen der zweiten Befragung des Absolventenjahrgangs 2003/2004 erhobenen Daten geben Aufschluss über den Einfluss von beruflicher Weiterbildung auf den mittelfristigen Berufserfolg bayerischer Hochschulabsolventen. Das Projekt untersucht zum einen die Gründe für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen und analysiert zum anderen deren Auswirkung auf den beruflichen Erfolg. Als Indikatoren für den mittelfristigen Berufserfolg werden das Einkommen und die Aufnahme einer Führungsposition her­angezogen.

 

Aktueller Stand und Ergebnisse:

Die Befragung beinhaltet ein umfangreiches Stellen- und Weiterbildungskalendarium zur Erfassung zentraler Informationen des Erwerbsverlaufs (Beschäftigungsdauer, Betriebsgröße, Art des Arbeitsverhältnisses) und des Weiterbildungsverhaltens (Umfang, Art und Finanzierung) in den ersten Berufsjahren nach Studienabschluss. Diese Datenstruktur ermöglicht es, Bildungs- und Berufsverläufe von Hochschulabsolventen nachzuzeichnen und Aussagen über den Ertrag von Bildungsinvestitionen zu treffen.

Von den Absolventen, die sowohl Angaben zu ihrem Erwerbsverlauf als auch zu ihren Weiterbildungsaktivitäten machen (n=1.891), nehmen 50 Prozent an Weiterbildungsmaßnahmen teil (siehe Abbildung 8). Zwischen Absolventinnen und Absolventen zeigen sich keine Unterschiede. Die fachgruppenspezifische Betrachtung ergibt, dass sich 55 Prozent der Absolventen der Kultur-, Sprach- und Sozialwissenschaften weiterbilden. Am geringsten sind die Anteile in Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (47 Prozent). Hinsichtlich der finanziellen Unterstützung durch den Arbeitgeber ergeben sich keine geschlechts- und fächerspezifischen Unterschiede. Etwa 40 Prozent der Absolventen nehmen an Maßnahmen teil, für deren Kosten der Arbeitgeber aufkommt. Der Anteil an selbstfinanzierten Maßnahmen ist in der Gruppe Kultur-, Sprach- und Sozialwissenschaften am größten (18 Prozent).

 

Abbildung: Teilnahme an Weiterbildung (in Prozent)

 

Bei der Analyse der Wirkung von Weiterbildung auf den Berufserfolg ist die Verwendung eines geeigneten methodischen Verfahrens wesentlich. Die Teilnahme an Weiterbildung erfolgt nicht zufällig, sondern wird sowohl von individuellen als auch betrieblichen und strukturellen Einflussfaktoren beeinflusst. Neben empirisch messbaren Faktoren (Geschlecht, Alter, Studienfach, Art des Beschäftigungsverhältnisses, Betriebsgröße) beeinflussen auch nicht erfasste Faktoren (z. B. Leistungs- und Lernbereitschaft, Intelligenz) die Teilnahme an Weiterbildung. Dies muss bei der Untersuchung der Effekte beachtet werden. Demgemäß kommen Verfahren zum Einsatz, welche die selektive Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen berücksichtigen.

In Längsschnittdatenanalysen zeigt sich, dass Hochschulabsolventen insgesamt nur in sehr geringem Umfang finanziell von Weiterbildungsinvestitionen profitieren. Die mittlere Lohnverbesserung in den ersten fünf Berufsjahren liegt bei knapp einem Prozent pro absolvierter Weiterbildungsmaßnahme. In Abbildung 9 sind die Effekte auf den Bruttostundenlohn dargestellt. Es wird deutlich, dass Absolventen insgesamt sowie Frauen und Männer etwa in gleichem Umfang von Weiterbildungsaktivitäten durch Einkommensgewinne profitieren.

 

Abbildung: Lohneffekte der Weiterbildungsaktivitäten

 

Die empirischen Befunde deuten darauf hin, dass Weiterbildung in hochqualifizierten Berufsfeldern eine Selbstverständlichkeit darstellt, die nicht zwingend Einkommensverbesserungen mit sich bringt. Die Ergebnisse sind stabil, auch bei der Betrachtung verschiedener Weiterbildungsformen in Bezug auf die Kostenübernahme (Arbeitgeber-, Eigenfinanzierung) und das erworbene Humankapital. Die Daten des Bayerischen Absolventenpanels machen deutlich, dass Weiterbildungsaktivitäten nach Studienabschluss neben betrieblichen und strukturellen Faktoren nur einen geringen Einfluss auf den beruflichen Erfolg von Hochschulabsolventen haben.

 

Vortrag:

Klink, Judith (2013): Kann berufliche Weiterbildung die Einkommensunterschiede von Hochschulabsolventen kompensieren? Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie „Ungleichheit und Integration in der Krise“. Universität Bern, 26.06.-28. 06.2013

 

Judith Klink