Duales Studium - Konzeptionen und Erfahrungen

 

Gegenstand:          

Ende März 2012 führte das IHF mit Unterstützung von Hochschule dual und den Projektkoordinatoren der dualen Studiengänge eine Online-Befragung bei allen dual Studierenden an den bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften durch. Insgesamt wurden 3.178 Personen angeschrieben, was einer Vollerhebung entspricht. Der Rücklauf lag bei über 60 Prozent. Da seit 2007 in Bayern ein duales Studium angeboten wird, sollte die Erhebung Aufschluss über die Gruppe der dual Studierenden und deren Lernorte (Hochschule, Unternehmen) geben.

 

Aktueller Stand:

Die Ergebnisse der Befragung wurden in der Studie „Dual Studierende in Bayern – Sozioökonomische Merkmale, Zufriedenheit, Perspektiven“ dargestellt, die Anfang 2014 veröffentlicht wurde.

 

Ergebnisse:

Studienbereiche und Studienmodelle der dual Studierenden

Die Befragten studieren zu knapp zwei Dritteln MINT-Fächer, vor allem Ingenieurwissenschaften. Ein gutes Viertel ist in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben, zwölf Prozent in dualen Pflegestudiengängen. Das duale Studium wird in zwei Studienmodellen angeboten: als Verbundstudium (68 Prozent der Befragten) oder als Studium mit vertiefter Praxis (32 Prozent). Im Verbundstudium gibt es nochmals drei Untergruppen.

 

Abbildung: Studienbereiche, differenziert nach Studienmodellen

 

Soziodemographische Parameter dual und regulär Studierender

Bei einem Vergleich zwischen dual und regulär Studierenden an den bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (mit „regulär“ werden alle Studierenden bezeichnet, die nicht dual studieren) zeigen sich interessante Unterschiede: Über 69 Prozent der dual Studierenden besitzen einen gymnasialen Abschluss, regulär Studierende dagegen nur zu ca. 33 Prozent. In einigen großen MINT-Fächern ist der Frauenanteil in der dualen Studienform höher als bei der regulären Studienform. Bezüglich ihrer sozialen Herkunft unterscheiden sich dual und regulär Studierende in Bayern kaum.

 

Abbildung: Hochschulzugangsberechtigung dual Studierender und regulär Studierender (Wintersemester 2011/2012)

 

Gründe für die Bewerbung bei einem Ausbildungsunternehmen

Die wichtigsten Gründe für die Bewerbung bei einem Ausbildungsunternehmen waren die zukünftigen Entwicklungs- und Karrierechancen. Auch die Branche des Unternehmens und die Zusage einer späteren Beschäftigung spielten eine bedeutende Rolle. Die Bewerbungsmotive der Studierenden aus den verschiedenen Studienbereichen unterscheiden sich nur geringfügig, es zeigen sich jedoch Differenzierungen nach den Noten der Hochschulzugangsberechtigung: Studierende mit guten Noten legen besonderen Wert auf ihre zukünftigen Karrierechancen sowie Größe und Internationalität des Unternehmens und damit die Chance auf einen späteren Auslandsaufenthalt.

 

Bindung der Studierenden an ihr Ausbildungsunternehmen

43 Prozent der Befragten besaßen zu Studienbeginn eine Übernahmezusage. Dies betrifft vor allem Verbundstudierende mit IHK-Abschluss, Studierende der Ingenieurwissenschaften und Studierende mit gymnasialem Abschluss. Vor allem große Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern geben häufig eine solche Zusage, die für die Studierenden nicht bindend ist. Ungeachtet dessen sind 36 Prozent der dual Studierenden nach Studienabschluss auch vertraglich verpflichtet, bis zu drei Jahre in ihrem Ausbildungsunternehmen zu bleiben.

 

Tabelle: Dauer der vertraglichen Bindung nach Studienabschluss, nach Studienbereichen

Studienbereich

Anteil vertraglich gebundener Studierender

Davon: Dauer der vertraglichen Bindung

bis zu einem Jahr

zwischen einem und zwei Jahren

zwischen zwei und drei Jahren

Wirtschaftswissenschaften

29,1 %

14,3 %

37,4 %

48,3 %

Informatik

38,5 %

2,9 %

55,7 %

41,4 %

Gesundheitswissenschaften

3,7 %

75,0 %

12,5 %

12,5 %

Ingenieurwissenschaften

46,5 %

10,6 %

57,5 %

31,9 %

Gesamt

36,0 %

11,3 %

52,4 %

36,2 %

Quelle: Umfrage IHF

 

Weitere Planungen für die Zeit nach dem Bachelorabschluss

Obwohl die befragten Studierenden ihre Berufschancen im Allgemeinen als sehr gut einschätzen, planen nur ca. 60 Prozent, nach ihrem Abschuss in ihrem Ausbildungsunternehmen zu bleiben. Dies sind vor allem Verbundstudierende mit IHK-Abschluss und zwei Drittel der Studierenden in MINT-Fächern. Ein Großteil kann sich nach Ende des Studiums ein Masterstudium und/oder eine Promotion vorstellen.

 

Vortrag:

Gensch, Kristina (2013): Präsentation von Ergebnissen der Befragung der Koordinatioren für das duale Studium in Bayern beim Koordinatorentreffen von Hochschule dual an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, 25.07.2013

 

Veröffentlichung:

Gensch, Kristina (2014): Dual Studierende in Bayern – Sozioökonomische Merkmale, Zufriedenheit, Perspektiven. Studien zur Hochschulforschung 84. München


Kristina Gensch